Andreas Eschbach:
Die Wunder des Universums
Gleich mehrere Mitglieder des SFCD-Literaturpreiskomitees faßten ihre Eindrücke nach der Erstlektüre von Andreas Eschbachs Kurzgeschichte "Die Wunder des Universums" mit folgenden knappen Worten zusammen: Einfach wunderschön! - In der Tat, so ist es, und am liebsten würde ich dieses schlichte Urteil so stehenlassen und die Story gar nicht weiter zerreden, aber Andreas Eschbach hat natürlich ein Anrecht auf eine "vernünftige" (und etwas längere) Laudatio.
Soweit die Kurzbeschreibung des Plots, die für space opera-gewöhnte Leser nicht sehr aufregend klingt: aha, mag man denken, bescheidene Raumfahrt innerhalb des Sonnensystems, und "Sauerstoffmangel" ist ja ein ganz alter Hut... - Aber diese Geschichte sprengt jedes Vorurteil in diese Richtung vom ersten Satz an: "Sie saß da, das klobige Sprechfunkgerät in der Hand, und studierte die Falten an ihren Handgelenken."
Was tut ein Mensch, allein auf einem vom ewigen Eis bedeckten Himmelskörper, in wenigen Stunden den Tod erwartend? Eschbach schildert das meisterhaft, weckt die Emotionen des Lesers ohne je dabei auf die sentimentale Tränendrüse zu drücken. Fast unnötig zu sagen, daß es für Joan keine Rettung in letzter Sekunde gibt, und ebenso, daß der Hard-SF-Anteil der Story (Astronomie und Technik) genauso hieb- und stichfest ist wie
die psychologische Darstellung der Protagonistin.
Einfach wunderschön; diesen wohligen Seufzer hatte ich seit Jahren nicht mehr nach der Lektüre einer deutschen SF-Story ausgestoßen. - Andreas Eschbach erhält für diese Leistung den SFCD-Literaturpreis für die beste deutschsprachige Kurzgeschichte des Jahres 1997, womit er zum drittenmal in Folge SFCD-Literaturpreisträger geworden ist (einen Wanderpokal dürfte er jetzt behalten...) und damit nicht nur in die Annalen des SFCD eingeht, sondern vielleicht auch schon einen Ehrenplatz in der deutschen SF-Gegenwartsliteratur einnimmt.
Andreas Ernst Kuschke
- für das Literaturpreiskomitee -
Juni 1998
Laudatio zum Roman '98