Michael Sauter:
Der menschliche Faktor
Die
in diesem Jahr auszuzeichnende Kurzgeschichte erschien in einer Computerzeitschrift,
genauer gesagt dem "c't-Magazin".
Warum ist dies überhaupt erwähnenswert mag sich mancher fragen.
Nun, es zeigt sich, daß trotz dem Scheitern aller Versuche ein monatliches
erscheinendes Magazin am Leben zu erhalten, die SF durchaus auch in Symbiose
gedeihen kann. Und wie bei jeder Symbiose trägt auch die SF ihren
Teil dazu bei: Die Leser des Magazins werden mit thematisch passenden Geschichten
belohnt.
So handelt auch "Der menschliche Faktor" von Michael Sauter vom Umgang mit
dem Computer. Oder besser gesagt vom Zusammenleben mit einer künstlichen
Intelligenz.
Oder wer hat es schon gerne, wenn der eigene Bordcomputer sich nachts mit anderen
Programmen bei ELECTRONIC FUN eine schöne Zeit macht, Waschmaschinenprogramme
aufmischt und die mühsam verdiente Kohle bei Wetten verliert?
In Folge ist dem selbständigen Weltraumspediteur auch jeder Auftrag willkommen
und möge er auch noch so seltsam erscheinen...
Michael Sauter präsentiert uns eine humoristische und ausgewogene Geschichte,
in der es ihm gelingt, die üblichen Plots (Mensch ist dem Computer
ausgeliefert, Mensch gerät durch Computerfehler in Gefahr) zu vermeiden
und dafür auf einen ganz anderen Aspekt einzugehen: die Manipulierbarkeit
des Menschen durch den Computer. Und dabei spielt der im Titel angesprochene
"menschliche Faktor" durchaus seine Rolle.
Bewundernswert ist dabei nicht nur die Idee des Plots, sondern auch seine Eleganz, mit
der dieser verwirklicht wird.
Für diese mit einer Prise Witz und leichter Hand erzählten Geschichte,
die bis zum Ende immer wieder Überraschungen bietet, gebührt
Michael Sauter nach Meinung des Komitees der diesjährige SFCD-Literaturpreis
in der Sparte Kurzgeschichte.
Florian Breitsameter
- für das Literaturpreiskomitee -
Juli 1997
Laudatio zum Roman '97