DSFP Preisverleihung 2015 – Überleben auf einem Hitzeplaneten
Heiß ging es her auf der diesjährigen Verleihung des Deutschen Science-Fiction-Preises (DSFP). Und damit sind auch die außerordentlichen Temperaturen gemeint. Manch einer fühlte sich wahlweise auf einen der Planeten Arrakis, Tatooine, Nimbus III oder Last Hope versetzt (je nach Lieblingsbuch, -reihe oder –serie).
Doch das Preis-Komitee hatte sich dem Anlass angemessen mit Hemd, Krawatte und Anzug bekleidet zusammengefunden, um den besten Roman und die beste Kurzgeschichte der deutschsprachigen Science Fiction des Vorjahres auszuzeichnen. Die Phantastische Bibliothek in Wetzlar bot dafür eine würdige Umgebung mit ihren weit mehr als 260.000 Werken der fantastischen Literatur. Ein Dank gilt hier dem Bibliotheksvorstand Thomas LeBlanc und Birgit Fischer, die die rahmengebende Veranstaltung, die Jahres-Convention des Science Fiction Clubs Deutschlands organisiert hatte.
Dieses Jahr gab es traurigerweise erstmalig einen Sonderpreis. Dieser wurde posthum nach mehrheitlichem Votum des Komitees dem deutschen Autoren, Lektor und Herausgeber Wolfgang Jeschke verliehen, der am 10.06.2015 verstorben ist. Udo Klotz, der Treuhänder des Kurd-Laßwitz-Preises hielt die Laudatio vor stehendem Publikum. Dies war sicher ein ergreifender Moment für alle.
Den Preis für die beste Kurzgeschichte bekam Eva Strasser für „Knox“. Ralf Boldt wies in seiner Laudatio daraufhin, dass die Handlung viele Anklänge an die heutige Realität aufzuweisen hat. Die aktuelle Flüchtlingssituation zeigt, dass viele Menschen ihre Heimat verlassen und in eine vermeidliche glückliche Zukunft fliehen wollen. Die nicht linear erzählte Geschichte um einen behinderten jungen Mann fesselt den Leser mit Fragen nach Humanität und Hoffnung.
Ralf Bodemann hatte die Laudatio zum Roman „Alpha & Omega“ von Markus Orths verfasst. Es erschien fast unmöglich, Handlung und Bewertung eines solch komplexen Werkes mit vielen Hinweisen und Anspielungen, in knapper Form verständlich zu machen. Doch Ralf Bodemann gelang dies vortrefflich. Leider beendet er seine Mitarbeit im Komitee, das damit einen wichtigen Mitstreiter verliert. Seine Gründe sind nachvollziehbar und vielleicht kommt einmal wieder die Zeit, in der die Zeit für das Lesen deutscher SF wieder vorhanden ist.
Die diesjährige Preisverleihung zeigt mit dem regen Interesse und der Anwesenheit beider Preisträger den Stellenwert des DSFP. Es erscheint jedes Jahr eine Vielzahl deutscher Science Fiction von guter Qualität und das Komitee wird sich wieder der schwierigen Aufgabe stellen, die besten Werke zu nominieren und nächstes Jahr auszuzeichnen.
Ralf Boldt
Vorsitzender des Preiskomitees des Deutschen Science-Fiction-Preises