»Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes« von Uwe Post
Nach der Absetzung seiner Dokusoap schlägt sich Walpar Tonnraffir mit eher mäßigem Erfolg als Weltraumdetektiv durch.
Zunächst erledigt er den Auftrag, eine sehr seltene DVD mit nie gesendeten Abenteuern von Captain Future zurückzubringen. James Bond wäre blass vor Neid.
Als er in einem Vergnügungspark von einem Tyrannosaurus Rex ausgeschieden wird, ruft ihn auf seinem Pinguin die Mutter seines Ex-Lebensgefährten an, um ihm mitzuteilen, dass eben jener verschwunden ist. In diesem Augenblick schießt eine frustrierte alleinerziehende Auftragskillerin ihn an.
Als im Erdorbit ein gigantischer Finger auftaucht, sieht Walpar seine Chance und versucht den Rest des Körpers vom »Zeigefinger Gottes« zu finden.
Das ist nur der Anfang einer Odyssee durch einen Kosmos voller Irrsinn, grotesker Gags und Kokolores. Walpar muss sich dabei nicht nur mit der Mutter seines verschwundenem Ex-Lebensgefährten, seinem pubertierenden Psychojunkfood süchtigen Neffen, einer Sekte, die den letzten Bundesbahn-Fahrplan anbetet, einer alleinerziehenden Auftragskillerin und dem Gerichtsvollzieher einer Gerichtsshow herumschlagen, sondern auch mit seiner eigenen Naivität. Jeder andere Protagonist scheint mehr Durchblick aufzuweisen als der Weltraumdetektiv.
Auf den ersten Blick handelt es sich nur um eine Aneinanderreihung amüsanter Slapstick-Szenen. Der aufmerksame Leser bemerkt allerdings den roten Faden, der sich gekonnt durch die gesamte Handlung zieht und die einzelnen Handlungsstränge am Schluss zu einem fulminanten Finale verschmilzt.
Der Roman enthält eine Vielzahl von Anspielungen auf Literatur, Film und Fernsehen im Allgemeinen und der Science-Fiction im Besonderen. Uwe Post gelingt dabei das Kunststück – bei aller Possenreißerei – einen tiefsinnigen und gesellschaftskritischen Blick auf unsere heutige Gesellschaft zu lenken. Nur ein exzellenter Beobachter ist in der Lage diese Details wahrzunehmen. Nur einem guten Schriftsteller ist es möglich diese Feinheiten so wiederzugeben, dass es eine solche Freude beim Lesen bereitet. Die Assoziation mit Douglas Adams ist offensichtlich. Der hintergründige Witz lässt auch durchaus den Vergleich mit Ephraim Kishon zu.
Uwe Post ist zur Zeit der einzige deutsche Autor, der es schafft, Humor, Science-Fiction und sprachlich hohes Niveau zu vereinen. Seine Ideen sind skurril, intelligent und hintersinnig. Uwe Post gelingt es, eine gut durchdachte Satire zu erzählen, die auf ein stimmiges und dennoch überraschendes Ende hinausläuft und den Leser begeistert zurück lässt in der Hoffnung, bald mehr von diesem Stoff zu bekommen.
Daher zeichnet das Preiskomitee dieses Werk mit dem Deutschen Science-Fiction Preis aus.
Für das Preiskomitee
Kevin Heinen