Matthias Robold:
Hundert Tage auf Stardawn
Die Entwicklung des Hyperraumsprungs vor zweihundert Jahren hat der Menschheit den Weg in den Weltraum endgültig eröffnet. Voller Forscherdrang wurden neue Sonnensysteme besucht, unzählige fremde Planeten erkundet und manche auch besiedelt. Aber auch gigantische Weltraumstationen sind entstanden, die nicht nur als Raumhafen und Umschlagplatz für Waren und Informationen dienen, sondern langsam auch für viele zu einer neuen Heimat werden. Die Menschheit scheint bereit sich endgültig von der Heimat Erde zu lösen und den Weltraum zu erobern!
Mit der Ankunft des Seelentherapeuten Dr. Angelius Corros auf einer neuen Raumstation beginnen die schon im Titel des Romans erwähnten „Hundert Tage auf Stardawn“. Diese gerade erst von Overman Industries gebaute Station ist bereits für fast eine halbe Million Menschen zum Lebensraum geworden. Dr. Corros soll die Patienten der dortigen Abteilung für „Bewusstseinstransfer und Körperreplikation“ betreuen. Diese neue Technik ermöglicht es das Bewusstsein eines Menschen in einen neuen, gesunden Körper zu transferieren, was verständlicherweise auch zu psychologischen Problemen führen kann. Als es bei der Körperreplikation des berühmten Wissenschaftlers Nantal zu unerwarteten technischen Problemen kommt, wird Angelius Corros eingeschaltet, um zu testen, ob es zu einer Beeinträchtigung des Bewusstseins kam. Auf den ersten Blick scheint mit Nantal alles in Ordnung- Doch was haben die Entdeckung einer zerstörten Rettungskapsel, die verbotenen Forschungen von Overman Industries und die Morde in der Krankenabteilung mit diesem Ereignis zu tun?
Mit seinem ersten Roman legt Matthias Robold ein komplexes Werk vor. Unter Verwendung traditioneller Muster, wie z.B. des reichen Industriellen, geheimer und illegaler Forschungen und mysteriöser Vorkommnisse, gelingt es ihm den Leser zu fesseln. Dabei verzichtet er fast vollständig auf Action und erzählt in ruhigem Stil eine immer spannender werdende Geschichte um politische und wirtschaftliche Verstrickungen, die an einen Thriller erinnert, aber dann doch immer wieder Pausen einlegt, um einen philosophischen Unterbau für die Handlung zu liefern. Seine Vorstellung, dass die Menschheit den Weltraum besiedelt und sich mangels Entdeckung anderer Lebensformen als Krone der Schöpfung sieht und dementsprechend auftritt, spiegelt sich auch im Untertitel des Romans wieder, der „Der Status des Menschen“ lautet.
Mit überraschenden Wendungen gelingt es ihm den Leser noch zu verblüffen, obwohl dieser meint alles zu wissen und den Ausgang des Romans zu kennen. Bei aller Komplexität ist es ein Genuss zu sehen, dass der Autor die Übersicht behält und es ihm gelingt mehrere Handlungsstränge zum Ende hin gekonnt zusammenzuführen und nachvollziehbar zu machen. Nur langsam, Wort für Wort, entfaltet sich so schlussendlich ein interstellares Drama, das viele der Protagonisten mit in den Abgrund reißen wird…
Mit diesem Werk bewies Matthias Robold, dass die deutsche SF noch lange nicht am Ende steht und er somit zurecht den Deutschen Science Fiction Preis 2000 für seinen Roman „Hundert Tage auf Stardawn“ entgegennehmen kann. Das Komitee des Deutschen Science Fiction Preises wünscht dem Autor für die Zukunft alles Gute und hofft, dass er nicht aufhört an die SF zu glauben und sie bald mit weiteren Werken bereichert!
Manfred Orlowski und Dr. Florian Breitsameter
– für das Preiskomitee –
Oktober 2000.