Robert Feldhoff:
Grüße vom Sternenbiest
Als an einem sonnigen Tag im 49. Jahrhundert ein vierjähriges Kind aus einem Fenster im zehnten Stock eines Wohnhauses stürzt, ist der Agent Sholter Roog des Terranischen Ligadienstes sicher, daß es sich um keinen gewöhnlichen Unfall handelt. Denn in der modernen Metropole dürfte so etwas nicht mehr möglich sein. Der technische Fortschritt hat längst auch in die einfachsten Wohnungen Einzug gehalten, und natürlich sind alle Fenster elektronisch gegen solche Abstürze abgesichert. Wie also konnte mitten in Terrania, der Hauptstadt eines gigantischen Sternenreiches, ein solches Unglück passieren?
Sholter Roog will diese Frage klären, selbst wenn ihm eine unerfahrene Kollegin an die Seite gestellt wird, denn er vermutet mehr hinter diesem vermeintlichen Unfall. Und im Laufe der Ermittlungen zeigt sich, daß sein Gespür richtig war…
Robert Feldhoff führt den Leser in eine scheinbar perfekt organisierte Zukunft, in der infolge des unglaublichen Fortschritts beinahe alles technisch machbar ist. Der Mensch hat den Weltraum erobert, das Energieproblem gelöst und die Arbeitslosigkeit besiegt. Und doch ist es kein Paradies, denn die Lebewesen, die Menschen und Extraterrestrier, konnten mit dieser Entwicklung nicht Schritt halten. Eine lebenswerte Zukunft ist nicht allein von der Technik abhängig. Der Mensch (oder der Außerirdische) selbst müßte sich ändern. Und der Autor zeigt auf, wie seine Protagonisten daran scheitern. Der Bösewicht im Hintergrund ist letztlich selbst nur ein Opfer der menschlichen Gesellschaft.
Unser Held Sholter Roog ist ein Zyniker, menschlich gesehen ein Schwein, und zudem zeigt er eine „überdurchschnittliche Gewaltbereitschaft“.
„Die Zahl seiner Opfer (…) wuchs auf 13 Personen. In der Personalakte machte sich so etwas schlecht. Wenn er es irgendwie schaffte, heil aus der Sache herauszukommen, hatte er die Kritik schon im Ohr: Kein ‚Hände hoch, ich schieße!‘, kein ‚Ihr seid alle festgenommen!'“ (S. 212)
Robert Feldhoff wagt das Experiment und schildert uns keinen strahlenden, aalglatten Sympathieträger, der sich als einziger Gerechter gegen das Böse behauptet; kein hartes, aber herzliches Rauhbein, das zum Ende hin doch noch sein weiches Herz offenbart. Sholter erkennt zwar letztendlich seine Situation und seine emotionalen Defizite, doch er ist unfähig etwas daran oder an sich zu ändern, und Hilfe erhält er keine. Und ausgerechnet dieser Agent wird zusammen mit seiner ehrgeizigen, aber unerfahrenen Kollegin in diesem spannenden Thriller von Robert Feldhoff zum Helden, der die Welt vor der Vernichtung rettet.
„Grüße vom Sternenbiest“ ist ein gekonnt erzählter und geschickt konstruierter Krimi. Angesiedelt im 49. Jahrhundert des Perry Rhodan-Universums lebt dieser Roman von seinen interessanten und ausgiebig charakterisierten Figuren, aber auch von der schnellen und actionbetonten Erzählweise. Hier agieren Menschen und keine eindimensionalen Klischees.
Der Sprachstil des Autoren hebt sich in diesem Buch von dem der Perry Rhodan- Heftserie ab. Hier finden wir keine glattgebügelten und um jeden Preis ausgewogenen Satzgebilde. Hier werden auch Sex und Gewalt nicht ausgeklammert. Robert Feldhoff vermeidet jedoch, sie sinnentleert zum Mittelpunkt der Geschichte zu machen. Sie sind Teil einer raffinierten Konstruktion, die den Leser vor allem auch durch ihre pfiffigen Wendungen bei Laune hält.
Als „Bonbon“ für Rhodan-Stammleser hält der Autor zudem einige gelungene Verweise bereit. So bezieht sich die Identität des „Sternenbiestes“ auf einen seiner bizarrsten Charaktere innerhalb der Serie.
Man kann Robert Feldhoffs „Grüße vom Sternenbiest“ lieben oder hassen – gleichgültig läßt es einen auf keinen Fall. Für diese Leistung gebührt Robert Feldhoff nach Meinung des Literaturpreiskomitees der SFCD-Literaturpreis 1998 in der Sparte Roman.
Florian Breitsameter und Ulrich Bettermann
– für das Literaturpreiskomitee –
Juni 1998